Der Wankelmotor und sein Erfinder

Der Kreiskolbenmotor (KKM), nach seinem deutschen Erfinder Prof. Dr. ing. e.h. Felix Wankel „Wankelmotor“ benannt, ist ein Viertakt-Verbrennungsmotor mit einem oder mehreren kreisenden Kolben, auch als Rotationskolbenmotor bezeichnet (engl. Rotary engine). Es existieren prinzipiell zwei kinematische Versionen: Der Drehkolbenmotor (DKM 54), von Felix Wankel 1954 konstruiert, und der Kreiskolbenmotor (KKM 57), von ehemaligen NSU-Ingenieur Hanns Dieter Paschke 1957 (Ehrenmitglied im NSU Ro 80-Club der Schweiz) aus dem Drehkolbenmotor durch die kinematische Umkehr des Prinzips entwickelt. Nur auf diese Weise war es möglich, den von Felix Wankel gemeinsam mit NSU entwickelten Drehkolbenmotor zu praktischem Nutzen und wirtschaftlicher Bedeutung zu bringen. Wankelmotor wird die Verbrennungsenergie ohne den Umweg einer Hubbewegung, wie es bei Hubkolbenmotoren (HKM) der Fall ist, direkt in eine Drehbewegung umgesetzt.

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Beim Kreiskolbenmotor (KKM) dreht sich der dreiecksförmige Kreiskolben, auch Läufer genannt, im trochoidenförmigen Gehäuse auf einer Exzenterwelle und übernimmt gleichzeitig die Funktion der Kraftabgabe und der Steuerung der Gaswechselvorgänge. Der Wankelmotor hat im Gegensatz zum Drehkolbenmotor dadurch zwar eine geringe Unwucht, die jedoch durch Ausgleichsgewichte vollkommen ausgeglichen werden kann. Im Gegensatz dazu drehen sich beim - von Felix Wankel immer favorisierten - Drehkolbenmotor der Kolben und das Gehäuse (Trochoïde) unwuchtfrei um ihre eigenen Schwerpunkte. Die Achsen sind somit exzentrisch zueinander gelagert. Beim DKM 54 ist der Außenläufer das Kraft abgebende Element, der Innenläufer dient nur als Absperrteil zur Steuerung des Gaswechsels.

(Quellen: siehe Literaturverzeichnis)

 

Felix Wankel wurde am 13. August 1902 im badischen Lahr Sohn eines höheren Forstbeamten geboren. Schon früh entdeckten die Eltern die technische Begabung ihres einzigen Kindes und förderten diese auch. Zum Leben im Forsthaus gehörten auch Tiere. Die grosse Zuneigung zu diesen begleitete Felix Wankel ein Leben lang. Nach einer Lehre als Verlagskaufmann im Wissenschaftsverlag Winter in Heidelberg richtete Wankel eine eigene Werkstatt ein, in der er gemeinsam mit Freunden, u.a. den Stromlinienwagen „Teufelskäfer“ baute.

Nach vorübergehender Arbeitslosigkeit fing Felix Wankel im Jahr 1928 die Entwicklung selbstgebauter Drehschiebersteuerungen für Verbrennungsmotoren an und und unternahme Abdichtungsversuch. In dieser Zeit begann Felix Wankel auch mit der ihm eigenen Intensität und Beharrlichkeit mit der Konstruktion von Rotationskolbenmotoren. Im Jahre 1936, Wankel arbeitete damals an einem Forschungsauftrag der Bayerischen Motorenwerke (BMW), wurde ihm das erste Patent auf einen Drehkolbenmotor (DKM 32) zugesprochen.

Die Machtübernahme in Deutschland durch Adolf Hitler im Januar 1933 und die damit bald einsetzenden Kriegsvorbereitungen erhöhten auch die staatliche Nachfrage nach technischem Sachverstand. Mit Unterstützung durch das Reichsluftfahrtministerium errichtete Wankel 1936 die "Wankel-Versuchswerkstätten" in Lindau am Bodensee, in denen der Erfinder an der technischen Realisierung seines Drehkolbenmotors sowie an der Entwicklung schneller Boote arbeitete. Im Dezember des gleichen Jahres heiratete Wankel Emma ("Mi") Kirn (1905-1975). Die Ehe blieb kinderlos.

Nach Kriegsende und vorübergehender Verhaftung durch die Franzosen setzte Felix Wankel seine Forschungs- und Entwicklungsarbeiten Lindau fort, wo er 1951 die "Technische Entwicklungsstelle", TES genannt eröffnete. Im gleichen Jahr beginnt auch Wankels Zusammenarbeit mit der NSU AG in Neckarsulm. 1954 entdeckte Felix Wankel die funktionsfähigen, rotierenden und viertaktenden Kolben, von Wankel „Osterhas“ genannt. Die Entwicklung des Rotationskolbenmotors System NSU-Wankel beginnt. Den Motor perfektionierten der Erfinder und seine Techniker und Ingenieure bei NSU in Neckarsulm sukzessive zum Drehkolbenmotor DKM54 (1957, Foto oben rechts) und dann zum Kreiskolbenmotor (KKM). Am 1. Februar 1957 zündet der Drehkolbenmotor zum ersten Mal. 1958/59 mit der Vergabe der ersten Lizenzen wurde der Wankelmotor erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Ab 1963 erschien der "NSU Wankel Spider", das erste Serienauto mit einem Wankel-Motor. Im Jahre 1967 folgten der Sportwagen Cosmo von Toyo Kogyo (Mazda) und der Ro 80 von NSU von welchem in der Zeit von 1967 bis 1977 rund 36'400 Exemplare hergestellt wurden.

Für seine Leistungen wurde Felix Wankel mehrfach geehrt. 1970 verlieh die Technische Universität München Felix Wankel die Ehrendoktorwürde als Dr. ing. e.h.. Im gleichen Jahr wurde er mit dem grossen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Ein Jahr vor seinem Tod ernannte das Land Baden-Württemberg Felix Wankel zum Professor ehrenhalber.

Wankel selbst forschte und entwickelte mit seinen Ingenieuren und Technikern in seiner Technischen Entwicklungsstelle TES in Lindau bis in die 80-er Jahre hinein weiter am Rotationskolbenmotor und an mechanischen Ladern nach dem Rotationskolben-Prinzip, z.B. dem Lader 84. Dabei vernachlässigte Wankel auch seine zweite Leidenschaft, Boot, nicht. Das Spaltflächenboot Zisch wurde entwickelt und – wie könnte es anders sein – von einem leistungsstarken Wankelmotor angetrieben.

1972 verkaufte Wankel seine Wankel GmbH an den britischen Lonrho-Konzern. Er schied 1976 aus der Firma aus, um sich anderen Interessen zu widmen. Weil Felix Wankel ein großer Tierfreund war gründete er u.a. die Felix-Wankel-Stiftung mit Sitz in Heidelberg. Sie finanzierte auch die TES in Lindau und vergibt auch heute noch Preise für außergewöhnliche Leistungen im Tierschutz. Wankel gründete auch einen Fonds für Krebshilfe.

Felix Wankel starb am 9. Oktober 1988 nach längerem Krebsleiden in Heidelberg.