Der Designer

Claus Luthe (8.12.1932 - 17.3.2008) gilt als einer der bedeutendsten Autodesigner des 20. Jahrhunderts. Mit dem einmaligen NSU Ro 80 gelang ihm Mitte der 60er Jahre sein wohl bester, bekanntester und wegweisender Entwurf eines Automobils, über das die deutsche Auto-Zeitung, nach der Vorstellung des NSU Ro 80 an der IAA in Frankfurt 1967, ihren Test titelte:
Der NSU Ro 80 - "Wie Fred Astaire in einer Tanzgruppe für Anfänger!"

 

Claus Luthe wurde gerne und oft zu Vorträgen über die Entstehung des NSU Ro 80 eingeladen und hat dabei zahlreiche hochinteressante Referate über den NSU Ro 80 und dessen Entwicklung gehalten, sei es im NSU Ro 80-Club der Schweiz, im Ro 80-Club Deutschland - in beiden Clubs war er Ehrenmitglied - oder bei den regionalen Ro 80-Stammtischen in Deutschland. Er wurde dabei immer auch von seiner Frau Trudi begleitet. Auf charmante, ruhige und bescheidene Art, stellte er sich bei solchen Anlässen immer zuerst selbst vor und erzählte dann von seinem NSU Ro 80. Deshalb lassen wir Claus Luthe an dieser Stelle am besten auch selbst aus seinem Leben erzählen, aufgezeichnet im Mai 1987 anlässlich seines Vortrages über die Entwicklung des NSU Ro 80 beim Ro 80-Stammtisch Südwestfalen in Kreuztal. (Mit freundlicher Genehmigung von Heinrich Afflerbach, Kreuztal, Mitglied des Ro 80-Stammtisches Südwestfalen)

Lebenslauf von Claus Luthe [78 KB]

1987 - 2008
Im Jahre 1990 schied Claus Luthe als Designchef bei BMW in München aus, da er sich nach der Tötung seines damals 33-jährigen drogenabhängigen Sohnes Ulrich mit BMW darauf einigte, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen. Claus Luthe wurde zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Nach der Urteilsverkündigung wurde der Haftbefehl gegen ihn jedoch außer Vollzug gesetzt und Claus Luthe kam frei. Claus Luthe erhielt einen freien Beratervertrag bei BMW. Sein Nachfolger als Chef-Designer bei BMW wurde der US-Amerikaner Chris Bangle, dessen futuristische Formensprache zu vielen kontroversen Diskussionen führten.

Claus Luthe war in den folgenden Jahren ein leider seltener aber immer sehr gerne gesehener Gast bei verschiedenen Treffen der NSU Ro 80-Freunde; das letzte Mal am grossen Herbsttreffen des Ro 80 Club Deutschland und des NSU Ro 80-Club der Schweiz im Raum München - Schleissheim.

Claus Luthe verstarb nach längerer, geduldig und mit Würde ertragener Krankheit, von seiner Frau Trudi liebevoll gepflegt, im März 2008 in seinem Heim in München.

Claus Luthe hat viele Fahrzeuge entworfen bzw. an deren Design mitgearbeitet. Die wichtigsten davon sind (Bilder rechts):

1956 – 1971 bei NSU

Arbeiten an NSU Prinz I-IV, für den er Anleihen beim Design des Chevrolet Corvair nahm, um dem "Prinzen" sein ursprüngliches Kleinwagen-Aussehen zu nehmen.
NSU Wankel Spider, abgeleitet aus dem NSU Sport Prinz (Spitzname "Schwänchen")
NSU Ro 80, eine nicht nur technisch, sondern auch designmässig revolutionäre Limousine, welche bis heute als Meilenstein im Automobildesign gilt und den AUDI-NSU Leitspruch „Vorsprung durch Technik“ entscheidend mitbegründet hat.
VW K70 (ursprünglich NSU K70). Aufgrund der NSU-Übernahme durch die Volkswagenwerk AG kam der K70 als Volkswagen in einer gegenüber dem ursprünglichen Luthe-Design modifizierten Form auf den Markt.

1971 bis 1976 bei Audi NSU Auto Union AG

Audi 50 (der spätere VW Polo I)
2. Generation des Audi 100 (Audi 100 C2)
2. Generation des Audi 80 (Audi 80 B2). Der Audi 80 B2 wurde allerdings nach seinem Ausscheiden bei Audi NSU deutlich modifiziert.

1976 – 1991 bei BMW in München als Leiter der Designabteilung

BMW 5er-Reihe (E28 und E34)
BMW 3er-Reiher (E30 und E36)
BMW 7er-Reihe (E32)
BMW 8er Coupé (E31)